Hannah Arendt: Vita activa

Auf dieser Seite sammeln wir Gedanken zum Text „Vita activa“ von Hannah Arendt, die wir in einer Lesegruppe via Skype auch besprechen.

Noch ist es vor allem ein Plan, ein Vorsatz für 2018. Ich fang mal an.

Die primäre Kategorie, die ich beobachte, zeigt sich in der Frage: „Was tun wir, wenn wir tätig sind?“: „.. was ich vorschlage, ist etwas sehr Einfaches, es geht mir um nichts mehr, als dem nachzudenken, was wir eigentlich tun, wenn wir tätig sind“.(14)
(Es gibt mehrere Varianten des Buches, weshalb die Seitenzahlen relativ sind)

Diese Kategorie wird später – wohl unabhängig von HA im kulturhistorischen Ansatz von A. Leontjew (marxistische Psychologie)zentral und dort als „gegenständliche“ Tätigkeit entfaltet.

Einleitende Bemerkungen

In den einleitenden Bemerkungen gibt HA einen Kontext, den ich als Problematisierung der Arbeitswelt erkenne. „Wir“ identifizieren uns mit einem Arbeitsmythos, während sich die technologische Entwicklung darum nicht kümmert und das Politische der Industrialisierung oder Ökonomisierung unterstellt wird.

HA konzentriert sich auf die Tätigkeit, die sie bis Ende Neuzeit beobachtet (Atombombe als Zeitwende zur Moderne, die ihr (quasi-historisch) noch nicht recht begreifbar scheint).

Eine wichtige Unterscheidung, die ich beobachte, ist der Ausschluss des Denkens. HA unterscheidet Tätigkeiten, die sich zeigen, von solchen, die nur durch Introspektion zugänglich sind.

Die Tätigkeit unterteilt sie in 3 Formen: Arbeit, Herstellen, Handeln.
Das Nachdenken zeigt sich im Dialog, nicht als Denken, sondern im Sprechen, in welchem sich das politische Handeln zeigt.

Eine zweite Unterscheidung, die ich beobachte, ist das Motiv des Tuns. Wir tun eine Welt aus Artefakten herstellen. Wir tun es, um unsere Sterblichkeit zu verdrängen und darin darin unser Natursein, also unser nicht selbst zuständig für uns zu sein. HA meint, dass wir deshalb den Weltraum erobern und an künstlichem Leben arbeiten, aber das beträfe ja nur die Mutter Erde.

Tätigkeit wird von HA dreifach bestimmt (nach den altgriechischen Begriffen ponos, poiesis und prāxis):
– Arbeit erfüllt den Bedarf (Stoffwechsel mit der Natur)
– Herstellen schafft bleibende Welt und materielle Bedürfnisse (tool making), hebt die Naturabhängigkeit auf
– Handeln reflektiert das Leben unter anderen im politischen Dialog. Im Handeln spielt die Natur keine Rolle mehr, obwohl der Mensch Natur bleibt.

Bei A. Leontjew ist die Tätigkeit die primäre Kategorie. Menschen sind nicht tätig, WEIL .. etwa weil sie Bedarf haben, sondern sie sind tätig. Wie HA das sieht, ist mir noch nicht klar. HA beobachtet die Tätigkeit und schreibt ihr verschiedene Umwelten/Kontexte zu, vor allem erfindet sie eine Polis-Welt der alten Griechen.

1. Kapitel Die menschliche Bedingtheit

Vita activa: HA macht eine grosse Projektion zu den sogenannten alten Griechen, die ja ihrerseits eine Projektion der Aufklärungszeit (Renaissance) darstellen. Am Anfang (sic) bei den „freien“ (sic) Griechen … Die Griechen, die Aristoteles erfunden hat, bildeen für sie eine Gegenwelt zu der unsrigen. Die Polis-Welt erlaubt HA Differenzen darzustellen.

(m)Eine Lesehaltung:
Diese ursprüngliche Polis ist die Ausgeburt jener Ausgeburt, die Aristoteles erfunden und zusammengeschustert hat. Sie ist die differenztheoretische Negation (nicht markierter Teil)jener Welt, die die politischen Ökonomen beschreiben. HA verwendet sie als idealtypischen Ausgangspunkt zur Entwicklung ihrer Begriffe des Öffentlichen und des Privaten (im 2. Kap) und schliesslich des polis/tischen Handelns.

Diese Polis wird nicht als Haushalt begriffen, sondern als – öffentlicher – Ort des freien Dialoges unter Gleichen. Als Haushalt gilt der Ort der Arbeit und der Notwendigkeiten. Dort gibt es Besitz, Macht und einen Patrirarchen, der auch die Notwendigkeit des Herrschens erfüllt.

In der ursprünglichen (gedachten) Polis begegnen sich freie Menschen, also jene, die frei von Notwendigkeiten sind. Alles Notwendige wird im Oikos geleistet. In der ursprünglichen Polis gibt es keine Notwendigkeit. Freie Menschen haben drei Lebensweisen zur Wahl: jenes Leben, das durch die Arbeit anderer oder wie in H. Sachs Schlaraffenland ganz ohne Arbeit, als Genuss nach Lust möglich ist, das politische Leben, in welchem über das Schöne verhandelt wird, und das philosophische Leben der Anschauung (theoria), in welchem die Kategorien reflektiert werden.
Die drei Lebensweisen sind Klischee der heutigen Welt: die Bonzen (idealtypisch etwa die Industriellenfamilie Quandt), die Politiker (idealtypisch etwa Herr Trump) und die Geisteswissenschaftler (idealtypisch etwa N. Luhmann).

Die Entwicklung der vita activa (eigentlich menschliches Leben)

In jeder praktisch denkbaren Polis ist politisches Handeln notwendig, es ist deshalb nicht im ursprünglichen Sinn politisch, nicht frei und gehört deshalb – wie die Arbeit – nicht zur vita activa. Damit wird – in der Praxis – die Arbeit nicht auf-, sondern das politische Handeln abgewertet, indem es auch eine unfreie Tätigkeit wird. Frei bleibt nur noch die Kontemplation, in welcher Philosophie betrieben werden kann, sofern das nicht auch als Arbeiten begriffen wird. (N. Luhmanns berühmtester Unsinn: „Theorie der Gesellschaft. Laufzeit: 30 Jahre. Kosten: keine“ (Philosophen brauchen kein Einkommen)

Der „Philosoph“ Aristoteles untersucht, welche Tätigkeiten auf welche Arten unfrei sind und sagte so auch, was er als Tätigkeit bezeichnet. Sklaven sind – ihrer Natur nach, natürlich tätig, aber selbstreden nicht frei. Ein „freier“ Handwerker den Auftrag erfüllt, kann in dieser Zeit nicht frei über seine Zeit verfügen. Er muss überdies den Gegenstand so machen, dass er gebraucht werden kann, er ist also auch in diesem Sinne nicht frei. Aber auch das Führen der Polis gerät für für Aristoteles zur Notwendigkeit, sobald es zur Verwaltung wird, was in der Neuzeit durch die Merkantilisten eingeführt wurde.

HA sieht in dieser Verwaltung den um sich greifenden Staat, der im realen Kommunismus endet, weil alles Politische vom Staat geleistet wird, so dass die Menschen dann frei würden, wobei noch unklar ist, für was, resp. welche Identität jene ablösen soll, die heute über die Job-Tätigkeit aufgebaut wird.
Denn es ist ja eine Arbeitsgesellschaft, die von den Fesseln der Arbeit befreit werden soll, und diese Gesellschaft kennt kaum noch vom Hörensagen die höheren und sinnvolleren Tätigkeiten, um deretwillen die Befreiung sich lohnen würde. (S. 13)

Die Entwicklung der Tätigkeit

Die ursprüngliche Vita activa löste sich auf. Die neue vita activa muss erst geschaffen werden. HA schreibt, sie wisse nicht wie, ihr Buch biete keine Lösungen an, sondern konstatiere nur die Notwendigkeit.

Ich habe dazu ein Bild: F. Taylor begründete die wissenschaftlicher Betriebsführung (als Taylorismus verpönt). Er programmierte Menschen, weil er noch keine Computer kannte. Die Aufhebung der Arbeit durchläuft eine primitive Stufe der Arbeit, so wie wir jetzt die Politik auf einer solchen Stufe erkennen können, bevor sie Vita activa wird.

Prognose (Leseerwartung):
HA wird im Buch erzählen, dass Arbeit, Herstellen und das neuzeitlice Handeln in der Moderne obsolet werden. Dann brauchen wir ein neu verstandenes Vita active, von dem wir jetzt noch keine Ahnung haben. Die Ahnung bekommen wir alleine durch den Dialog.

HA Betont die Dingwelt. Die hergestellten Dinge überdauern die Natur, dh sie sterben nicht. Sie bilden den Lebensraum der Menschen. Sie beschreibt damit das Hergestelltsein, aber (noch) nicht das Herstellen.

2. Kapitel Der Raum des öffentlichen und der Bereich des Privaten

HA beginnt nicht mit der Arbeit, sondern mit der Begründung des öffentlichen Raumes, der wohl zum Frame des politischen Handelns wird.

Die Redeweise „Der Mensch ist von Natur politisch, das heisst gesellschaftlich“(Thomas A.) kritisiert HA, indem sie die Bedeutungen der Aussage in verschiedenen Kontexten erläutert.
Bei den Griechen hatte politisch eine ganz andere Bedeutung und für sozial und danach das heutige „gesellschaftlich“ hatten die Griechen kein Wort, weil es in der ursprünglichen Polis keinen Sinn hatte.

Sozial bedeutet (und so verwende ich auch das Wort Gesellschaft sehr oft (Aktiengesellschaft, feine Gesellschaft) ein Zweckbündnis einzugehen (wie etwa die Mafia). Sozial beschreibt die Auflösung der ursprüngliche Polis durch die Römer, die Politik im heutigen Sinne machten, also das Politische auf Zwecke (Herrschaft und Verwaltung) reduzierten.

Ich vermute, dass hier etwas genaues Lesen nötig ist, weil die Fiktion der greichischen Polis wohl die wesentliche Differenz tragen wird.

Die Griechen schaften mit der Polis einen zweiten Lebensraum neben dem naturhahen Haus (Oikos). Das eine ist das Eigene, das andere das Gemeinsame, wobei Besitz nur im Eigenen existiert. Gemeinsames Besitzen ist die Erfindung der Sozietät.

Das zweite Missverständnis betrifft den Logos (was mich auch dia-logisch interessiert): Die Kontemplation ist das Menschenhafte, und sie ist ohne Worte. Logos meint das Sprechen in der Polis, das Sklaven und Barbaren nicht hatten, obwohl sie natürlich reden konnten. An dieser Stelle scheidet sich der Logos vom zweckhaften Mitteilen.

Es ist der merkantilistische Nationalstaat (HA spricht von Neuzeit) der Gesellschaft als Haushalt begreifen lässt, so dass der private Haushalt nur noch als Teil des öffentliche Haushaltes erscheint (politische National-Ökonomie ist die Ideologie dazu). Wir können das Politische nicht mehr – und wichtiger – noch nicht denken, weil wir den gesellschaftlichen Haushalt denken.

Wie HA Gesellschaft und Politik trennt, ist mir noch nicht klar. Politik aber ist, wo es Gesellschaft gibt, das Verwalten des Gewaltmonopols als Natioalstaat, Politik ist darin eine Funtion der Gesellschaft.

„… denn die Gesellschaft verlangt von denen, die ihr überhaupt zugehören, immer, daß sie sich wie Glieder einer großen Familie verhalten, in der es nur eine Ansicht und nur ein Interesse geben kann.“ Die Gleichheit der Mitglieder ist das subjekthafte Unterworfensein.

…..

Der private Bereich: Eigentum und Besitz

Hier ist privat schon sehr zugespitzt als ausschliesslich nicht-öffentlich, wobei jede Beziehung zu anderen Menschen, als nicht-privat gilt. Und noch stärker: die private Bereich ist ganz aufgehoben, in unserer Gesellschaft kann sich niemand mehr durch Rückzug ausschliessen.

Und umgekehrt, vor allem durch die christliche Moral (bis hin zu Marx) sollte das Politische nur als Last empfunden und nur als Plicht gesehen werden – also gerad nicht als das eigentliche Leben.

Das Politische wurde zur Staatshaushaltssache und ist bei uns Staats-Verwaltung geworden (Anmerkung von RT: Das ist das merkantilistische Ziel immer gewesen, es ist jetzt erreicht, die Regierung verwaltet die Interessen der kapitalist-machiavellistischen Fürsten)

Privat-Eigentum ist die Aufhebung der Differenz privat/politisch, es ist privat und doch sehr politisch (S.76)

Dann entfaltet HA einen mitttelalterlichen Eigentums-Begriff (der zum heutigen (modernen) quer steht): Eigentum als Existenz im Politischen.

Die Unterscheidung von HA Besitz/Eigentum ist mir bislang noch nie begegnet. Eigentum als Wohnort, Besitz als Reichtum und Kapital, der immer gesellschaftlicher wird (womit ich wieder erkennen, dass ich die zentralen Begriffe von HA noch nicht erkannt habe

9 Das Gesellschaftliche und das Private
HA hat auch eine eigenen Interpretation zum Anfang der Gesellschaft, in welcher ein König den Besitz schützt
Entscheidend für das Gesellschaftliche ist aber der Kapitalprozess, er macht Besitz zu einem öffentliche Anliegen

Locke spricht vom Ureigentum, das Marx Arbeitskraft nannte und in den Menschen hineinlegte

10 Die Lokalisierung der Tätigkeiten

Die exemplarische Tätigkeit ist Gutes tun – im Verborgenen

Öffentliche Güte ist korrupt. Mir ist nach wie vor unklar, wie die Differenz zwischen Privatem und – Nichtprivatem gemeint ist. Vorderhand kann ich nur sehen, wie das Öffentliche das Private als Ortgebundenes immer aufhebt. Vielleicht erhellt es sich mir in unserem Gespräch und/oder im nächsten Kapitel, in welchen Tätigkeit möglicherweise konkreter wird.

Drittes Kapitel: Die Arbeit

11 „Die Arbeit unseres Körpers und das Werk unserer Hände“

ich vermute, dass HA „die Verachtung der Arbeit durch ein paar „Philosphen““ verallgemeinert. Das Herstellen einer Polis-Infrastruktur ist viel mehr als Handwerk.

In einem Nebensatz erscheint, dass Handwerker in der Öffentlichkeit arbeiten, wenn sie sich verschiedenen Kunden anbieten.

HA macht eine interessante Inversion zur Sklavenarbeit: Weil bestimmte Arbeiten sklavisch sind, braucht es Sklaven, die sie tun.

Arbeit ist das, was Menschen mit den Tieren teilen, also nichts spezifisch menschliches.

Arbeit wurde immer im Privaten verrichtet. Das ist auch eine wesentliche Zurechnung, die Herstellen nicht als eigene Kategorie braucht. Etwas war privat oder öffentlich.
Als die Philosophen die Kontemplation entdeckte, war jede Tätigkeit niverliert (wobei offenbleibt, was die Philosophen ihrer Ansicht nach taten)

HA unterliegt zusammen mit diesen „Philosophen“ der Vorstellung von „geistiger Tätigkeit“ – die es ja schlicht nicht gibt (weshalb sie wohl in diesem Buch das Denken ganz weglässt.)

In der Neuzeit passiert eine Umwertung, weil Arbeit als Ursprung von Wert gesehen wird. Beibehalten wird aber die Unterscheidung körperliche Arbeit und unproduktiver Arbeit des Gesindes, das den Herren möglich macht produktiv zu sein (das Bild der Sklaven und der freien Herren).

Interessant ist, dass HA beobachtet, dass Marx das nicht gesehen habe und wie Smith argumentiere. (Marx hat aber über Mehr-Wert gesprochen, nicht über Arbeit – hierher gehört auch der Einwand von Michael mit dem Marx-Zitat: „Arbeit jenseits der Gesellschaft …“ das interessierte Marx nicht so sehr, resp. nur perspektivisch.

Marx erhöht die Arbeit dann ganz: sie hat den Menschen geschaffen

Geistige Arbeit lässt sich nicht auf die alte Welt zurückführen,, die Artes waren freie Tätigkeiten, was nichts mit Geist oder Kopf zu tun hat. Erst die Neuzeit hat Kopfarbeiter – die zunächst als Intellektuelle gerne als Arbeiter gesehen wurden und dann allmählich Prestige erlangten (110)

HA unterscheidet Geist und Kopf, wobei letzer zu Körper gehört, von wegen Kopf/Körperarbeit. Die Kopfarbeit wird immer wichtiger, sie stellt aber nichts her. Ihre Arbeit wird konsumiert.
(HA spricht von Bürokraten, nicht von Ingenieuren, Sie hat den Taylorismus (die Betriebsführung, auch die staatliche) im Auge.(ich bin gespannt, was sie als Herstellen beobachtet))

HIER die Seit 120 einbauen

124 die Reduktion auf Arbeit

Obwohl die Arbeit eine ‚ewige Naturnotwendigkeit‘, ‚eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung‘ und zudem noch die eigentlich menschliche und produktivste aller Tätigkeiten ist, hat die Revolution doch nach Marx nicht etwa die Aufgabe,

05:26 – 20. Feb. 2018
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circumvexa

@circumvexa
10 Std.vor 10 Stunden
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die arbeitende Klasse zu emanzipieren, sondern die Menschen von der Arbeit zu befreien. Denn das Reich der Freiheit beginnt jenseits des Reichs der Notwendigkeit. Solche fundamentalen Widersprüche führen in den Mittelpunkt des Werkes großer Autoren. #Arendt #Marx #vitaactiva

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Der plötzliche glänzende Aufstieg der #Arbeit von der untersten u verachtetsten Stufe zum Rand der höchstgeschätzten aller Tätigkeiten begann theoretisch damit, dass Locke entdeckte, dass sie die Quelle des Eigentums sei. #Arendt #vitaactiva

05:07 – 20. Feb. 2018
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circumvexa

@circumvexa
11 Std.vor 11 Stunden
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Der nächste entscheidende Schritt war getan, als Adam #Smith in ihr die Quelle des Reichtums ermittelte; und auf dem Höhepunkt kam sie in #Marx‘ „System der Arbeit“, wo sie zur Quelle aller Produktivität u zum Ausdruck des Menschen selbst wird. #Arendt
——So erweist sich, dass die merkwürdige Diskrepanz von Sprache und Theorie, von der diese Erörterungen ausgingen, in Wahrheit auf die Diskrepanz zurückgeht, die zwischen der an der Welt orientierten, gegenständlichen Sprache, die wir alltäglich sprechen, besteht und den

23:41 – 19. Feb. 2018
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circumvexa

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16 Std.vor 16 Stunden
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subjektiven Theorien, die sich ohne Beachtung der Welt um den Menschen und seine Tätigkeiten zentrieren. #Arendt #Heidegger #vitaactiva

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12 Die Dinghaftigkeit der Welt

Arbeit wird in der neuzeitlichen Beobachtung Produktivität anstelle von Mühsal
Sie sagt (via Marx) Produktivität sein, was Mehrwert schaffe, also über die notwendige Arbeit hinausgehe. ABER: auf der Seite der Gegenstände unterscheiden sich ein Brot und ein Tisch durch ihre Vergänglichkeit. HA unterscheidet Verbrauch und Gebrauch, das erste fürs Leben, das zweite für die Welt, die wir herstellen und in der wir leben. (112) Und ohne Herstellen wüssten wir nicht, dwas ein Ding ist. Das Brot ist nur dinghaft wir ver-brauchen es.

Das Handeln invertiert dann das Ganze: Gesprochenes ist noch weniger dinghaft als Brot und Denken hat gar keine Erscheinungsform mehr.
(das sind entscheidende Stellen meiner Textherstellungs-Theorie)

13 Die Arbeit und das Leben

Langsam wirds klarer: Arbeit ist wie Leben sehr flüchtig, Verbrauchstätigkeit
Herstellen schaft bleibende Welt

Geburt /Tod bezeichnet das Auftreten in einer vorhandenen Welt (kein Wiederkehrskreislauf), das verlangt eben die hergestellte Welt. Es sind keine natürliche, sondern weltliche Ereignisse. Auch Wachstum und Verfall.
Das projezieren wir auch auf Baum oder Hund.

Herstellen hat ein Ende, arbeiten nicht, Marx spricht von Arbeit als produktiver Konsumtion des physiologischen Lebensprozesses.

Herstellen verwandelt Materie in Material, während Arbeit Materie für die Einverleibung präpariert.

14 Die Fruchtbarkeit der Arbeit im Unterschied zu ihrer vermeint
lichen „Produktivität“

Locke: Quelle von Eigentum, Smith: Quelle von Reichtum, Marx: Quelle des Menschseins überhaupt.
Sie haben alle drei Herstellen und Arbeiten nicht unterschieden.

Mit der Unterscheidung werden „Absurditäten“ klar: Dann nämlich kann Arbeit die Produktivität nicht erhöhen und auch nicht wie Locke meint dauerhaftes Geld erzeugen (121)

Locke: wertvoll, was dauerhaft genug ist, Eigentum zu sein
Smith wertvoll, was dauerhaft genug ist, Tauschmittel zu sein

Ich glaube, HA übersieht, dass Brot dauerhaft genug ist um Tauschmittel zu sein – oder sie muss es dann doch hergestellt sehen?

15 Die Abschaffung des „toten“ Eigentums zugunsten der „leben
digen“ Aneignung

Locke als erster Kapitalist: Anhäüfung von Besitz als Kampf gegen dden öffentlichen Bereich des Gemeinsamen (Allmend/Staat) (S.129), Locke brauchte eine lebendige Tätigkeit, „die von sich selbst her aneignenden Charakter hat“ und privat bleiben konnte (S.130)

[an dieser Stelle wird mir klar, dass HA Marx in einem sehr konventionellen Sinn liest (der Leser bestimmt, was er liest). Sie liest „Arbeitskraft“ nicht als Fiktion, die durch Lohnarbeit impliziert wird, sondern als eine Eigenschaft (Fruchtbarkeit) des menschlichen Körpers – und das lastet sie Marx an.]

Arbeit ist die unprivateste Tätigkeit, die einzige, die wir ohne uns zu schämen, öffentlich tun. Sie wird in einem eigens dafür geschaffenen öffentlichen Bereich ausgeführt

16 Das Werkzeug und die Arbeitsteilung

Werkzeuge erhöhen die Produktivität, aber sie ersetzen die Arbeit nicht

Arbeitsteilung – das ist bei HA etwas anderes als die Berufsdifferenzierung, Spezialisierung – (S.145) – sie erhöht die Produktivität wie die Werkzeuge, ändert aber an der Arbeit auch nichts, zunächst.

Beide zusammen haben eine furchtbare Wirkung: sie sprengen die Kapazität des Verbrauchens. In reichen Nationen werden deshalb auch hergestellte Gebrauchsgegenstände immer mehr zu Verbrauchsgegenständen, die man möglichst oft wechselt. Der Herstellungsprozess wird durch die Arbeitsteilung, die älter ist als die Industrialisierung, zu einem Arbeitsprozess degradiert.

Die Besitzer von Gegenständen werden zu Konsumenten. Die Gegenstände gehen in den Naturzyklus ein, verlieren also ihr Wesen, eine menschenhafte Welt zu sein. (S.149)
Mit dem Tayloismusbild sagt HA: die Arbeitskraft sei die gewaltigste Naturkraft geworden. (150)

17 Die Gesellschaft von Konsumenten

Jede Tätigkeit wird als Arbeit beobachtet/reduziert (Künstler bilden die einzige Ausnahme (sie sind die Werk-Tätitigen) [mein Kunst ohne Werk]

HA unterscheidet nicht zwischen Lohnarbeit und Arbeit. Sie beobachtet, wie Gebrauchsgegenstände Verbrauchsgegenstände werden, aber nicht, wem diese gehören.
Die Welt, die sich der Mensch baut, besteht nicht aus Gütern, die verbraucht werden, sondern aus Dingen, die gebraucht werden. Diese hergestellte Welt ist der Raum des spezifisch menschlichen Lebens (159). [ich beobachte, dass es die Lohnarbeit ist, die aus der Welt der bleibenden Gebrauchsgegenstände, zB ein eigenes Haus ausschliesst].

Prognose (nachgeführte Leseerwartung):
HA wird im Buch erzählen – wie bewusst, weiss ich noch nicht – dass Herstellen das ist, was Menschen eigentlich tätig tun. Auf der einen Seite heben sie damit das Arbeiten auf, also ihre Naturabhängigkeit und auf der andern Seite wird so notwendig, dass sie verhandeln, wie sie das Leben ohne Arbeit leben.
HA überzeichnet, wo sie sie sagt, dass wir die Erde und die ganze Natur verlassen wollen. Wir wollen nur die Arbeit verlassen.

Viertes Kapitel: Das Herstellen

18 Die Dauerhaftigkeit der Welt

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Das Schwierige ist, die Kategorien von HA zu übernehmen und sie nicht mit den eigenen ategorien aufzumischen (das ist das Grundproblem in jedem Dialog, aber es wird hier so erlebbar, weil sie einen ganz eigentümlichen Arbeitsbegriff entwickelt. Arbeit als Naturprozess, während Marx (und viele andere) Arbeit als Gesellschafts- resp als Kulturprozess sehen.
Sie wirft Marx eine Paradoxie vor, wonach er Arbeit als konstitutiv fürs Menschsein sehe, aber as Menschsein erst nach der Arbeit .. (Stelle suchen)
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Textstücke
Ausschlaggebend ist, dass die Erfahrung eines Ewigen, im Gegensatz zu der des Unsterblichen, in keiner Tätigkeit eine Entsprechung findet, auch nicht im Denken.

Es könnte sein, dass der entstandene Zweifel über die Dauerhaftigkeit der Polis sich mit dem Entzücken über das Auffinden der Ewigkeit verband und dazu beitrug, dass das Wollen der Unsterblichkeit einer Entwertung unterlag, somit auch die Polis.

human condition Die condition humaine bezeichnet das Prinzip, durch das das menschliche Tätigsein alles, womit es in Berührung kommt, in eine Bedingung des Menschlichen verwandelt.

Obwohl Aristoteles die höchste Erfüllung in der Vita contemplativa, mithin in der philosophischen Suche der Weisheit, sah, erachtete er den Menschen nichtsdestoweniger als wesenhaft politisch (zoon politikon).

Das Bewusstsein des eigenen Menschseins könne zwar auch ohne zu handeln beim Individuum vorhanden sein, für die anderen menschlichen Handelnden werde aber dieses nicht-handelnde Individuum niemals als Mensch wahrnehmbar sein.

Die von #Arendt eingeführte Unterscheidung zwischen Arbeiten und Herstellen bezieht sie auch auf die Produktion. Als Produkte der Arbeit bezeichnet sie Konsumgüter, die „verbraucht“ werden, während Produkte des Herstellens oder des Werkens „gebraucht“ werden.

#Arendt geht davon aus, dass diese Welt beständig ist. Die einzelnen hergestellten Dinge, die sie ausmachen, sind so dauerhaft, dass das Individuum eine Beziehung dazu aufbauen kann. Eine starke Form einer solchen Beziehung ist zum Beispiel das Gefühl des „nach Hause Kommens“.

Auf der Grundlage der Arbeit, die seine Existenz sichert, beginnt der Mensch über die Endlichkeit seines Daseins nachzudenken. Um dieser Gewissheit zu entfliehen, schafft er sich eine Welt aus Dingen, die er mit „Geist“ und „Kraft“ aus unterschiedlichen Materialien herstellt

Daher gehört Arbeit notwendig zum menschlichen Leben, aber auch zu dem jedes anderen Lebewesens. Arbeit ist, so sieht es #Arendt, nicht mit Freiheit verbunden, sondern stellt einen Zwang zur Erhaltung des Lebens dar, dem der Mensch von der Geburt bis zum Tod ständig unterliegt.

Arbeiten -> am Leben bleiben des einzelnen UND der Gattung // Herstellen -> sichern von Dauer (Unsterblichkeit?) // Handeln -> sichert Geschichte #Arendt

Das Handeln sei enger an die Gebürtlichkeit gebunden als das Arbeiten und Herstellen. Jeder, der neu in diese Welt geboren werde, besitze die Potenz, wiederum einen Anfang zu machen, also aktiv und damit verändernd zu handeln. #Arendt

Dabei geht es ihr um die basalen Existenz- und Persistenzbedingungen menschlichen Lebens, die sie auf drei „Grundtätigkeiten“ beschränkt: „Arbeiten, Herstellen und Handeln“ (nach den altgriechischen Begriffen ponos, poiesis und prāxis). #Arendt

; aber für die #Welt im Ganzen, in der alle einzelnen Dinge ständig ersetzt werden im Wechsel der Generationen, die in sie geboren werden, in ihr verweilen und aus ihr wieder verschwinden, gibt es ein solches Ende nicht. #Arendt

, und der Ackerbau stellt in der Tat eine Tätigkeit dar, in welcher sich das Arbeiten in seinem Vollzug in ein Herstellen verwandelt. #Arendt

Zu den spez. neuzeitlichen Begriffen #Prozess und #Entwicklung: Da die Entdeckung des Prozesses durch die Naturwissenschaften aus guten Gründen zu der Einführung der Selbstreflexion in die moderne Philosophie geführt hatte,…#Arendt #Zitate #vitaactiva

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3. Gespräch 23.1.18

öffentlich privat
politisch
gesellschaftlich